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THENAGA

Verbesserung der Versorgungskontinuität in der Behandlung von Kindern mit psychischen Erkrankungen: Therapiebegleitung und Nachsorge mittels einer interaktiven Gamification-basierten Intervention

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektleitung: PD Dr. Nadia Primc (Konsortialführung: Prof. Dr. Stephanie Bauer)
Projektmitarbeiterin: Laura Heinz
Projektlaufzeit: 2025-2028
Projekthomepage: https://www.interaktive-technologien.de/projekte/thenaga

Projektbeschreibung

Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter stellen eine wachsende gesundheitliche, soziale und gesellschaftliche Herausforderung dar. Sie prägen oft langfristig das Lebens‑ und Entwicklungsgeschehen betroffener Kinder wie Familien. Besonders kritisch sind Versorgungslücken beim Übergang zwischen stationären, teilstationären und ambulanten Behandlungsphasen. Ziel des interdisziplinären Forschungsprojekts THENAGA ist es, mit einer interaktiven, gamifizierten digitalen Intervention die Versorgungskontinuität für betroffene Kinder zu verbessern und eine nachhaltige therapeutische Nachsorge zu ermöglichen.

Die geplante Plattform soll kinderpsychotherapeutische Inhalte spielerisch vermitteln, Selbstwirksamkeit fördern und den Therapieprozess über den Klinikaufenthalt hinaus begleiten. Durch digitale, niedrigschwellige Zugänge sollen Therapieabbrüche verringert, die Adhärenz gesteigert und langfristig bessere Behandlungsverläufe ermöglicht werden.

Ein zentraler Aspekt ist die co-partizipative Entwicklung der Intervention, bei der betroffene Kinder und Eltern sowie Behandelnde aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Dies gewährleistet, dass die digitale Plattform passgenau auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen zugeschnitten und kindgerecht gestaltet wird.

Ethisches Teilprojekt: Reflexion digitaler Fürsorge in der Kindheitspsychiatrie

Das am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin angesiedelte medizinethische Teilprojekt verfolgt einen integrativen Ansatz, bei dem ethische, rechtliche und soziale Aspekte (ELSA) nicht als separate Begleitforschung, sondern als kontinuierlich eingebundener Bestandteil der inhaltlichen und technologischen Entwicklung verstanden werden. Grundlage dafür ist ein enger, interdisziplinärer Austausch zwischen psychotherapeutischer, technologischer und ethisch-normativer Expertise im Projektteam.

Empirisch-qualitative Methoden – darunter Fokusgruppen, teilnehmende Beobachtungen und Interviews mit Behandler*innen, Sorgeberechtigten/Eltern und Kindern – werden genutzt, um zentrale ethische Anforderungen an die Gestaltung und Implementierung der therapeutischen App zu identifizieren. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss der genutzten digitalen Formate auf das therapeutische Verhältnis, das Kindeswohl sowie auf der Frage, wie Vertrauen (seitens der Sorgeberechtigten, Therapeut*innen, Kinder) in eine digitale Anwendung aufgebaut und aufrechterhalten werden kann.

Darüber hinaus wird im Rahmen des partizipativen Forschungsansatzes ein praxisnahes ELSA-Framework entwickelt, das die Perspektiven aller beteiligten Akteur*innen – darunter Wissenschaft, Technologieentwicklung, Versorgungspraxis und betroffene Familien – integriert. Dieses Framework soll als ethische Orientierung für die Entwicklung digitaler Anwendungen im Bereich der psychischen Gesundheit von Kindern dienen.

Zielsetzung des Gesamtprojekts

Angesichts der beschriebenen Herausforderungen verfolgt das Projekt die partizipative Entwicklung („Co-Creation“) sowie die initiale Evaluation („Proof-of-Concept“) einer transdiagnostisch einsetzbaren, interaktiven App. Diese soll als therapeutische Begleitung dienen und die Versorgungskontinuität durch eine konsequente Nachsorge nach Abschluss der stationären oder ambulanten Behandlung sicherstellen.

Die ethischen, rechtlichen und sozialen Fragestellungen (ELSA) werden von Beginn an durch einen integrativen, empirisch-qualitativen Ansatz adressiert und fortlaufend reflektiert, um eine verantwortungsvolle und patientenzentrierte Implementierung der Intervention zu gewährleisten.

THENAGA integriert technologische, medizinische, psychologische und ethische Perspektiven, um eine ganzheitliche, sozial gerechte und kindgerechte digitale Gesundheitsversorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu fördern.

FrameIntell – Das sprachliche Framing künstlicher und biologischer Intelligenz: Implizite Konzepte der Kognition und deren ethische Konsequenzen

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektleitung: Dr. Nadia Primc (Konsortialführung: Prof. Dr. Andreas Draguhn)
Projektmitarbeiter: Raphael Brähler
Projektlaufzeit: 2022-2025
Projekthomepage: https://frameintell.de/

„Intelligenz“ ist ein zentrales Konzept der Psychologie und der Neurowissenschaften. Zugleich steht der Begriff kennzeichnend für die künstliche Intelligenz (KI), die sowohl als Technologie wie auch als Gegenstand öffentlicher Diskurse zunehmend an Bedeutung gewinnt. Leitende Hypothese des Forschungsprojekts „FrameIntell“ ist, dass die wachsende Bedeutung der KI einen grundlegenden Einfluss auf unser Selbstverständnis als Menschen hat. Dies betrifft zunächst die Konzeptualisierung menschlicher bzw. biologischer Intelligenz (BI) im Vergleich zu KI, sowie etablierte Konzepte von Kognition und Urheberschaft (agency). Zugleich wirft der Umgang mit potentiell intelligenten und autonom agierenden technischen Artefakten grundlegende ethische Fragestellungen auf, u.a. nach dem moralischen Status von BI und KI sowie dessen wechselseitiger Abgrenzbarkeit. 

Wir untersuchen unsere Hypothese in einem interdisziplinären Ansatz, der linguistische, philosophische, ethische und neurowissenschaftliche Expertise vereint. Dazu setzen wir moderne, computergestützte Methoden zur Exploration und Analyse großer und heterogener Textkorpora ein. Konkret wird der Gebrauch des Begriffs „Intelligenz“ und verwandter Konzepte in großen, repräsentativen Textkorpora aus den Bereichen der Neurowissenschaften, der künstlichen Intelligenz und relevanter ethisch-rechtlicher Diskussionen analysiert. Unsere Ziele sind (1) explizite und implizite Konzeptualisierungen der Intelligenz, Kognition und des Personenstatus aus den drei Textkorpora herauszuarbeiten; (2) Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Konzepten der BI und der KI aufzuzeigen; (3) die ethische Bedeutung konzeptioneller Interferenzen zwischen KI und Neurobiologie herauszustellen; (4) den öffentlichen Diskurs und zukünftige Forschung in diesem Bereich zu fördern. Dazu werden wir eine Open-Source-Plattform einrichten und Werkzeuge zur konzeptionellen und ethischen Analyse großer Textkorpora bereitstellen. 

Mit diesem Ansatz sollen neue Impulse für die Diskussion der anthropologischen und ethischen Herausforderungen der KI gegeben werden.

Entwicklung ethischer Anforderungen an KI-basierte Assistenzsysteme im Alter (abgeschlossen)

Förderung: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Projektleitung: Dr. Giovanni Rubeis, Dr. Nadia Primc
Projektmitarbeiterin: Dr. Kris Vera Hartmann
Projektlaufzeit: 2020–2022

Das medizinethische Vorhaben befasst sich mit ethischen Fragestellungen, die sich durch den Einsatz KI-basierter Ambient Assisted Living (AAL)-Systeme ergeben. Unter AAL-Systemen versteht man altersgerechte Assistenzsysteme, die durch die technische Unterstützung bei Alltagstätigkeiten einen möglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglichen sollen. Leitbild ist das Konzept des „active ageing“, wonach es Personen ermöglicht werden soll, im Alter selbstbestimmt zu leben und ihre Gesundheit zu bewahren. Die neueste Generation der AAL-Systeme erlaubt mittels KI-basierter Sensortechnik ein engmaschiges Monitoring von Personen in ihrer privaten Umgebung. Dabei werden Echtzeitdaten zur Erstellung von standardisierten Aktivitätsprofilen genutzt. Weichen Vitalfunktionen oder Verhalten der Pflegebedürftigen von diesen Standards ab, werden Pflegekräfte oder Angehörige informiert, um gegebenenfalls zu intervenieren. Hierbei besteht die Gefahr, dass die Selbstbestimmung der Pflegebedürftigen unterminiert, deren Privatheit verletzt und eine Standardisierung von Verhalten durchgesetzt wird. Ziel des medizinethischen Forschungsvorhabens ist es, das Spannungsfeld zwischen einem selbstbestimmten Leben in der eigenen Häuslichkeit, dem drohenden Verlust an Privatheit sowie dem Überwachungs- und Normierungspotenzial KI-basierter AAL-Technologie zu analysieren. Die Ergebnisse des Vorhabens sollen einen Beitrag zu einer ethisch reflektierten und nutzerorientierten Technikentwicklung leisten.

Bereits zum Projekt erschienene Paper / Bücher: 

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