Zur Ader! Neue Blicke auf eine alte Praxis
Ausstellungsprojekt Aderlass
Mit dem Blut beschäftigen sich Wissenschaft, Literatur, Kunst und Religion auf je ganz eigene Weise. Dieses Potenzial nutzend stellt die Ausstellung den Aderlass ins Zentrum. Sie betrachtet ihn als medizinische Praxis sowie als sozial und kulturell geprägte Handlung und nimmt mit der Blutentnahme auch die verschiedenen Bedeutungsebenen des Blutes in den Blick. Ausgangspunkt ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das die Anwendung und Wirksamkeit des Aderlasses aus medizingeschichtlicher, biomedizinischer sowie wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Perspektive untersuchte. Anhand von historischen und aktuellen Objekten, audiovisuellen sowie interaktiven Installationen macht die Ausstellung die gewonnenen, gesamtgesellschaftlich relevanten Erkenntnisse dreidimensional im Raum erlebbar und bereitet sie für eine breite Öffentlichkeit allgemeinverständlich auf.
In Kooperation mit
Stand der Fördermittelakquise
Von den benötigten 200.000 Euro haben wir bereits knapp die Hälfte eingeworben und sind momentan noch auf der Suche nach weiteren Fördermittelgeber*innen, die unser Projekt unterstützen möchten. Bei Interesse an einer Förderung schicken wir Ihnen gern unsere Konzeptskizze zu.
Wenden Sie sich hierfür bitte an die Kuratorin Dr. Kirsten Weining: mail(at)kirstenweining.de
Bisherige Fördermittelgeber*innen:
Hintergrund: Das Forschungsprojekt
Die geplante Ausstellung basiert auf einem interdisziplinären Forschungsprojekt, das 2020/21 am Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg zum Thema “Wirksamkeit oder Evidenz in der Medizin. Legitimationen des Aderlasses vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart” durchgeführt wurde. Aus dem Blickwinkel von Medizingeschichte, Biomedizin sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte untersuchten die Professorinnen Karen Nolte, Martina Muckenthaler und Katja Patzel-Mattern die Anwendung, Wirksamkeit und Wahrnehmung des Aderlasses. Ihre Erkenntnisse lassen sich hier nachlesen oder anhören:
- Forschungsberichte im Jahresbericht 2020/21 des Marsilius-Kollegs (S. 138-156)
- Diskussion der Forschungsergebnisse im Podcast des Marsilius-Kollegs
Die Ausstellung
- bereitet die Forschungsergebnisse allgemeinverständlich auf
- bietet Hintergrundinformationen und erweitert die Perspektive
- zeigt die Vielfalt der materiellen Zeugnisse
- setzt aktuelle und historische Aspekte des Aderlasses unter inhaltlichen Gesichtspunkten miteinander in Beziehung
- gliedert sich in ein Intro und drei Themenbereiche, die sich dem Blutentzug aus unterschiedlicher Perspektive nähern
Intro
Wieviel Blut fließt durch den menschlichen Körper und welche Mengen gehen bei verschiedenen Anlässen (z.B. Aderlass, Blutbild, Blutspende, Monatsblutung) verloren? Eine interaktive Installation gibt Antwort auf diese Fragen.
Rot wie Blut
Der erste Themenbereich führt in die mit bloßem Auge unsichtbare Welt des Blutes und zeigt seine verschiedenen Bedeutungsebenen auf. Er erläutert biologisch-medizinische Grundlagen, wirft Rückblicke in die Medizingeschichte und beleuchtet kulturgeschichtliche wie wirtschaftliche Dimensionen von Blut.
Aderlass-Geschichte(n)
Antike Schröpfgläser belegen eine der ältesten Heilmethoden, ein Aderlass-Schnäpper aus dem 19. Jh. erzählt vom Beruf des Baders, ein farbiger Gummiball informiert über die Blutspende. Gemeinsam mit vielen weiteren Objekten veranschaulichen sie die facettenreiche Medizin- und Kulturgeschichte der Blutentnahme.
Drei Fachrichtungen, ein Interesse: Wie wirkt der Aderlass?
Wie verliefen Aderlass-Behandlungen im 19. Jahrhundert? Wie erleben Patient*innen heute die Aderlass-Therapie? Ist Blutspenden gesundheitsfördernd? Dieser Bereich bietet anschauliche Einblicke in die drei Forschungsansätze und ermöglicht Besucher*innen auch, ihre eigenen Aderlass-Erfahrungen einzubringen.
Zur Ausstellung sind ein Begleitband und ein Veranstaltungsprogramm geplant, das Science Cafés, eine Vortragsreihe, ein Filmprogramm sowie Blutspendeaktionen in Kooperation mit Blutspendediensten beinhaltet.
Projektbeteiligte
Forschungsteam:
Prof. Katja Patzel-Mattern
Prof. Karen Nolte
Prof. Martina Muckenthaler
Kuratorin:
Dr. Kirsten Weining
Bildnachweise
Bild 1: Wikimedia Commons
Bild 2: Pixabay
Bild 3: Photo by Vulvani – www.vulvani.com
Bild 4: © Prof. Karen Nolte, Universität Heidelberg
Bild 5: Freepik